Mit Wasserstoff gleiten - Teil 1

02.12.2019

Toyota Mirai

Der Toyota Mirai ist eine Limousine der oberen Mittelklasse, in etwa so groß wie eine Mercedes E-Klasse. Für solche Autos, die öfter auf langen Strecken gefahren werden, ist für Toyota Wasserstoff besser geeignet als Strom. Damit der Mirai im Straßenverkehr auch auffällt, hat Toyota ihm eine eigenwillige, aggressive Optik verpasst.

In der Tat ist der Wagen eine gute Reiselimousine. Beim Beschleunigen spürt man, wie auch bei Elektroautos, das hohe Drehmoment. Auch hohes Tempo, bis 178 km/h, ist möglich, auch wenn dann der Verbrauch enorm ansteigt. Die Reichweite war mit unserem Testwagen auf rund 350 Kilometer beschränkt, was für eine Reiselimousine nicht allzu üppig ist. Vor allem wenn die Tankstellendichte sehr überschaubar ist. Das Tanken geht jedoch wesentlich schneller als bei einem Elektroauto.

Der Vorgang ist ähnlich wie bei einem Erdgasauto: Klappe auf, Rüssel andocken, Griff arretieren und grünen Knopf an der Säule drücken. Der Rest folgt automatisch und ist in ein paar Minuten erledigt. Wasserstoff wird in der Maßeinheit Kilogramm abgegeben. Derzeit kostet ein Kilogramm 9,- € in Österreich und damit kommt man rund 100 Kilometer weit. Also ein Treibstoff der nicht günstiger kommt als Benzin oder Diesel.

Von einer öffentlichen Versorgung an Wasserstoff kann derzeit auch noch keine Rede sein. In Österreich gibt es derzeit 5 Tankstellen die H2 anbieten (Wien, Wr. Neudorf, Asten bei Linz, Graz, Innsbruck), in Deutschland sind es 77.

Im Grunde ist der Mirai ein E-Auto. Denn der Wasserstoff den er tankt wird in der Brennstoffzelle zu Strom umgewandelt und in einer Batterie zwischengespeichert. Damit wird dann der Elektromotor mit 113 kW angetrieben. Aus dem Auspuff tröpfelt reines Wasser und die Batterie wird auch dank Reokkupation aufgeladen. Toyota nutzt neben der Brennstoffzelle auch die hauseigene Hybrid-Infrastruktur, um souveräne Fahrleistungen zu erzielen.

Der Mirai gleitet ruhig und angenehm entspannend. Die Sitze sind komfortabel, die Federung des Wagens ist komfortabel, die Lenkung ist komfortabel.

Der Mirai hat allerdings auch ein paar Nachteile. Der Kofferraum ist mit 361 Liter eher gering, das Fahrzeug ist lediglich für vier Personen zugelassen und auch die Zuladung, ausgelastet mit vier Personen à 75 Kilo und 30 Kilo Gepäck, ist eher bescheiden. Vor allem aber der enorm hohe Preis von fast 80.000 Euro. Ein Dieselmodell wie der Mercedes E 220 d, mit vergleichbarem Drehmoment, aber mehr Kofferraum, ist mit rund 45.000 Euro wesentlich billiger. Das Mittelklasse-Elektroauto Tesla Model 3 Long Range ist für rund 56.000 Euro zu haben.

Den Mirai kauft man wohl nur, wenn man vom Konzept der Brennstoffzelle überzeugt ist. Bevor man über Kofferraumvolumen oder Innenraumoptik redet, sollte man also erstmal Vor- und Nachteile des exotischen Energieträgers erörtern.


Was taugt das ganze Konzept überhaupt, warum fängt die Industrie nun wieder damit an, wo doch alles auf das reine Elektroauto hinauszulaufen schien?

Hat die Brennstoffzelle eine Chance gegen Elektroautos?

Das ist die Frage. Bei Pkw würde ich sagen wird es eher schwer. Viele große Hersteller haben sich so auf Elektroautos konzentriert, dass da eine Richtungsänderung kaum mehr vorstellbar ist. Um sich durchzusetzen braucht es aber ein breites Angebot. Derzeit bieten aber nur Toyota, Hyundai und Mercedes Wasserstoffautos an.

Anders sieht es bei LKWs und Bussen aus. Hier meinen auch Fachleute, dass Wasserstoff besser wäre als Strom. Der neue Wasserstoff-LKW Nikola Tre Truck soll zum Beispiel 1.200 Kilometer am Stück schaffen.

Ist die Brennstoffzelle so umweltfreundlich wie das Elektroauto?

Derzeit nicht, denn es gibt derzeit fast nur "braunen" Wasserstoff, kaum "grünen". Die Wasserstoff-Gewinnung durch Elektrolyse von Wasser ist derzeit noch zu unwirtschaftlich. Rund 90 Prozent des verkauften Wasserstoffs werden durch Dampfreforming aus Erdgas gewonnen: Methan plus Wasser gibt Kohlenmonoxid und Wasserstoff (grob gesagt). Damit ist ein Wasserstoffauto derzeit de facto so umweltfreundlich wie ein Erdgasfahrzeug.

Kommt die Elektrolyse einmal zum Zug, hängt die Umweltfreundlichkeit davon ab, was für Strom verwendet wird - genau wie beim Elektroauto.


Toyota Mirai

Antrieb: Brennstoffzellen-Hybrid, Elektromotor mit 113 kW,

maximales Drehmoment 335 Nm

Automatikgetriebe, Vorderradantrieb

CO2: 0 g/km

Spitze: 178 km/h

Verbrauch: 1,0 - 1,2 kg Wasserstoff/100 km

Preis: 79.800,- €