Italienische SUV-Fahrmaschine

19.07.2021

Alfa Romeo Stelvio Veloce 2.0 16V Q4

Mit dem Stelvio wagte Alfa Romeo erstmals ein SUV. Große Kühleröffnungen rahmen den charismatischen Grill ein, grimmig dreinblickende Scheinwerfer erinnern an die Giulia. Die ansteigende Silhouette gipfelt im bulligen Heck mit Doppelrohr-Auspuff. Das ganze Auto ist eine unmissverständliche Sportansage. Und verspricht damit nicht zu viel.

Dank feinfühliger Lenkung lässt er sich für ein SUV dieser Gewichtsklasse sehr sportlich um die Ecken zirkeln, baut kaum Seitenneigung auf und lässt seinen Fahrer die tatsächliche Größe vergessen.

Der Testwagen ist ein Q4 mit einem 2 Liter Vierzylinder-Benziner, der es dank Aufladung auf stramme 280 PS bringt. Genug, um den Stelvio in 5,7 Sekunden auf Landstraßentempo zu schubsen. Die serienmäßige Achtstufenautomatik von ZF spielt gut mit, auch wenn sie beim niedertreten des Gaspedales eine "Nachdenk-Sekunde" einlegt bevor die Kraft übertragen wird. Der kultivierte Benziner har­moniert gut mit dem dynamischen, aber nicht ungemütlich abgestimmten Fahrwerk.

Auf den ersten Metern fühlt sich der Stelvio gar nicht so sehr nach 280 PS an, so brav und unspektakulär rollt er davon. Mit dafür verantwortlich ist der gut abgestimmte Einsatz der beiden (wassergekühlten!) Turbolader, mit denen sich der Vierzylinder bei verhaltener Fahrweise fast wie ein Sauger anfühlt. Ein "Turboloch" ist praktisch nicht existent, dafür rockt der Zweiliter-Motor linear und nachdrücklich durch sein Drehzahlband.

Der Antrieb macht viel Spaß, auch wenn der Zweiliter natürlich nicht mehr viel vom großen Geist der alten Alfa-Doppelnock-Motoren hat. Die versprochenen 8,7 Liter nach WLTP erreicht man allerdings nur mit konsequenter Schleichfahrt. Unter normalen Bedingungen sind 10 bis 11 Liter realistischer.

Wird der "Dynamik"-Modus in den drei Fahrprogrammen ausgewählt, gibt es beim vollen durchladen auch noch grimmige Auspuffrotzer während der Schaltvorgänge. Wer selbst bestimmen möchte, findet hinter dem Lenkrad gewaltig große Schaltpaddel, die leider die dahinter liegenden Lenkstockhebel für Blinker- und Scheibenwaschbedienung abdecken.

Das Fahrwerk des Alfa Romeo Stelvio ist gut gelungen. Ohne auf übertriebene Härte zu setzen, bietet es eine gute Mischung aus Fahrkomfort und Unnachgiebigkeit in rasch gefahrenen Kurven. Nachdem Alfa Romeo beim Duo Giulia/Stelvio auf ein Hecktriebler-Layout mit automatisch zuschaltender Vorderachse setzt, sind Bisskraft wie Fahrspaß auf einem hohen Level. Der stufenlose Allradeinsatz bis zu einer Kraftverteilung von 50:50 ist für den Fahrer praktisch nicht wahrnehmbar.

Der Innenraum des Stelvio kann überzeugen. Die Verarbeitung wirkt routiniert, Klappergeräusche bleiben aus. Wie ein Großteil der Antriebstechnik stammt auch das Cockpit aus der Giulia. Die sportlichen Sitze sind top, passen wie angegossen. Raum ist prinzipiell genügend vorhanden, auch auf der Rückbank. Der Kofferraum ist mit 525 Litern Volumen großzügig bemessenen, dessen Klappe öffnet und schließt serienmäßig elektrisch.

Der Alfa Romeo Stelvio steht voll in der Tradition des Hauses. Ein wunderbarer, gieriger Motor, ausbalanciertes Fahrwerk, sehr sportlich motivierte Lenkung - eine echte Fahrmaschine.


Alfa Romeo Stelvio Veloce 2.0 16V Q4

Motor: Vierzylinder-Benzin-Turbo, 16V 1.995 ccm, 280 PS     (206 kW) bei 5250 U/min,

400 Nm maximales Drehmoment bei 2.250 U/min

CO2: WLTP kombiniert 189 - 201 g/km

Kraftübertragung: Achtgangautomatik, Allradantrieb Alfa Q4

Spitze: 230 km/h

Testverbrauch: 9,8 - 11,8 l Benzin bleifrei, ROZ 95/100 km

Kofferraum: 525 - 1.600 Liter

Preis: des Testwagens 68.900,- € (17 % NOVA),       Einstiegspreis 51.200,- € (7 % NOVA)