Elektrisch Fahren in der Premiumklasse

11.03.2021

Mercedes EQC 400 4MATIC

Nun gehen auch deutsche Premium-Hersteller mit sportlich-stattlichen Elektroauto ans Netz. Mercedes beispielweise mit dem Flaggschiff EQC, das auf der Plattform des GLC aufgebaut ist. Ein 4,76 Meter langes Elektro-SUV das 300 kW (408 PS) leistet und bis zu 760 Newtonmeter auf die Straße bringt. Mit dem Mercedes EQC beginnt bei Daimler ein neues Kapitel. Das Elektro-SUV ist das erste Produkt der Marke "EQ": Die beiden Buchstaben stehen für "Electric Intelligence" und sollen laut Hersteller "die Markenwerte Emotion und Intelligenz" zusammenführen. Bis 2022 will Mercedes zehn elektrische Modelle an den Start bringen.

Auffällig an der Frontist die großeBlack-Panel-Fläche, die die Scheinwerfer und den Grill umschließt. Den oberen Abschluss des Black Panels bildet ein Lichtleiter als optische Verbindung zwischen den Tagfahrlichtern. Diese optische Sprache setzt sich auch am Heck fort.

Herzstück des EQC 400 4Matic sind zwei Elektromotore mit zwei elektrischen Antriebssträngen. Der vordere kümmert sich um die Mittellast, der hintere um die Dynamik. Beide Antriebsstränge sind komplette Neuentwicklungen.

Das Cockpit wirkt vertraut, Mercedes will bei seinem ersten Elektro-SUV nicht die Kunden verschrecken und setzt daher auf bekanntes und bewährtes Design. Also Startknopf drücken und: Stille! Die meisten Elektroautos sindleise aber der EQC ist mucksmäuschenstill. Beim sanften Beschleunigen ist maximal ein ganz leises Surren zu vernehmen. Das liegt daran, dass Mercedes besonders viel Arbeit in die Geräuschdämmung investiert hat. Die elektrischen Antriebsstränge sind über Gummilager an Hilfsrahmen und Karosserie entkoppelt und von speziellen Schaumstoffen und Dämmmaterialien umgeben.

Dafür schlagen einem bei voll durchgedrücktem Gaspedal mehrere Fäuste in den Rücken. Der über 2,5 Tonnen schwere Wagen kann in 5,1Sekunden auf 100 km/h beschleunigen. Klingt auf dem Papier vielleicht nicht so beeindruckend - fühlt sich hinterm Steuer aber mehr als spektakulär an. Bei 180 km/h ist allerdings Schluss, der EQC ist abgeriegelt.

Auch beim Komfort überzeugt der Plattformbruder des GLC. Im Comfort-Modus schluckt der EQC Bodenwellen und Querfugen ordentlich weg - und das trotz aufpreispflichtiger 21-Zoll-AMG-Felgen. Insgesamt stehen fünfFahrmodi (Comfort, Eco, Max Range, Sport und Individual) zur Verfügung. Im SparmodusMax Range gibt es je nach Ladezustand bei bestimmten Geschwindigkeiten einen Widerstand im Gaspedal, um unnötiges und Reichweite raubendes Beschleunigen zu verhindern. Dieser Widerstand ist nur mit einem sehr beherzten Tritt aufs Gaspedal zu überwinden.

Ungewohnt für Elektro-Neulinge: Die Schaltwippen sind beim EQC nicht für den Gangwechsel, sondern für die Rekuperation zuständig. Möglich sind fünf Stufen von maximaler Rekuperation in "D- -" bis hin zum "Segeln", praktisch ohne Wiederstand. Das bei Elektrofahrern beliebte "One Pedal Driving" klappt im EQC nur eingeschränkt, da er nicht bis zum Stillstand abbremst, sondern mit Schrittgeschwindigkeit weiterrollt.

Die Reichweite es EQC pendelte bei unseren Testfahrten um die 330 Kilometer, der Verbrauch lag zwischen 23 und 28 kWh auf 100 Kilometer. Auf Autobahnabschnitten kletterte der Verbrauch auch gerne über die 30 kWh. Das ist ordentlich, aber für ein Elektrofahrzeug das gegen den Tesla antritt, gibt´s da noch Verbesserungspotential.

Auch beim Laden will Mercedes premium bieten: Mit dem neuen, wassergekühlter 11 kW-On-Board-Lader lässt sich der Riesenakku in gut 7 Stunden laden. Mit 7,4 kW dauert es 11 Stunden. An einer Gleichstrom-Schnellladesäule ist der Akku dank 130 kW Ladeleistung in 40 Minuten voll.

Gewohnt gut und zuverlässig funktionieren die nochmals weiter entwickelten Assistenzsysteme: Mit nur einem Klick am Lenkrad hält der EQC den Abstand, die Spur, die Geschwindigkeit und bremst am Ortseingang automatisch auf die zulässige Höchstgeschwindigkeit herunter, bevor er am Ortsende automatisch wieder beschleunigt.

Der Mercedes EQC ist ein beeindruckendes Debüt-Modell im Segment der BEV. In puncto Komfort, Sicherheit und Qualität ist der Stuttgarter in jedem Fall eine Referenz. Auch die Fahrleistung und die Dynamik überzeugen schwer. Bei der Effizienz und der Reichweite gibt´s allerdings noch Luft nach oben.


Daten: Mercedes EQC 400 4MATIC

Motor: Zwei Elektro-Asynchronmaschinen, 300 kW, maximales Drehmoment 700 Nm

Batterie: Lithium-Ionen-Akku, 80 kW/h

CO2: 0 g/km

Antrieb: Automatikgetriebe, Allradantrieb

Spitze: 180 km/h

Testverbrauch: 23 - 28 kWh/100 km

Reichweite (nach WLTP): 449 km (Testreichweite 333 km)

Kofferraum: 500 Liter

Preis: ab 63.016,67 € / Testwagen 86.570,- € (jew. 0 % NOVA)