Die Zeit ist reif

16.11.2021

Fiat 500e

Das erste Elektroauto von Fiat ist ein Ableger des 500. Das war zu erwarten. Doch es ist kein Umbau des bestehenden Modells, sondern eine völlige Neuentwicklung als E-Auto. Das war nicht so zu erwarten. Der elektrische Fiat 500 steht auf einer eigenen Plattform und hat mit seinem mittlerweile 14 Jahre alten benzingetriebenen Namensvetter im Prinzip nur die knuffige Optik gemein. Diese aber in modernisierter Form in die Jetztzeit transportiert.

Fiat spricht von der "dritten Generation",die so aussieht, als hätte man den alten etwas aufgeblasen. Tatsächlich ist er auch nach allen Seiten gewachsen: Mit 3,63 Metern Länge (plus 6,1 cm), 1,68 Metern Breite (plus 5,6 cm) und 1,53 Metern Höhe (plus 2,9 cm) bleibt der 500 Elektro aber immer noch ein Stadtauto im Segment der Kleinstwagen.

Was den elektrischen Fiat 500 derzeit in der Marktnische einzigartig macht, er bietet den stärksten Akku - und damit die beste Reichweite. Fiat hat eine 42 kWh Batterie eingebaut, von der netto 37,3 kWh nutzbar sind. Das ist ordentlich und soll für eine Reichweite von bis zu 320 Kilometer nach dem WLTP-Zyklus reichen. Für ein Auto dieser Größe eine echte Ansage. In unserer Testpraxis schafften wird das allerdings nicht. Aber unsere rund 250 Kilometer sind auch nicht schlecht für solch ein Kleinstfahrzeug.

Mit den 87 kW (118 PS) und 220 Nm Drehmoment ist der Cinquecento nicht nur in der Stadt zügig unterwegs. An der Ampel ist man bei einem kleinen Sprint mit einem Verbrenner vorn dabei. Die Lenkung ist leichtgängig, das Auto naturgemäß handlich - Wendekreis 9,7 Meter. Fahren kann man mit drei Modi: Normal, Range und Sherpa. Der Sherpa-Modus beschleunigt ein bisschen langsamer, schafft aber maximale Reichweite und man kommt in den Genuss des "One-Pedal-Driving". Heißt: die Rekuperation ist so stark, dass man sich das Bremsen großteils erspart. Auch mit 150 km/h Spitze gehört der Elektro-500 nicht zu den langsamen Fahrzeugen.

Der kleine Elektro-Fiat bringt Musik auf die Straße, obwohl wir praktisch lautlos unterwegs sind. Er ist wie Gokart-Fahren, nur eben auf der Straße. So gewinnt er unser Herz im Stadtverkehr. Der durchschnittliche Stromverbrauch lag bei uns zwischen 16,5 und 18,2 kWh auf 100 Kilometer. Serienmäßig wird der Fiat 500e mit Schnellladefunktion via CCS-Stecker ausgeliefert, was bei der Konkurrenz meist Aufpreis kostet. Damit kann der Akku an entsprechenden Säulen mit bis zu 85 kWh aufgeladen werden, allerdings nur einen begrenzten Zeitraum, ab einem Ladezustand von rund 30 Prozent wird die Leistung in mehreren Schritten auf bis zu 12 kW reduziert.

Die leere Batterie ist daher zwar nach rund 24 Minuten zu etwa 80 Prozent geladen, für die weiteren knapp 20 Prozent sind dann allerdings zusätzliche 30 Minuten erforderlich. Das heißt: Die vollständige Ladung ist erst nach über einer Stunde abgeschlossen. An gewöhnlichen Wechselstromsäulen nimmt sich der Fiat bis zu 11 kWh. Hier dauert eine Vollladung vier Stunden und 15 Minuten. Am Schukostecker zu Hause mehr als 18 Stunden.

Im Innenraum hat Fiat alles ein bisschen feiner, wertiger und besser gemacht. Es gibt keinen Schalthebel mehr, sondern Tasten, der Fußraum ist durchgängig und dass es jetzt ein echtes Handschuhfach gibt statt offenem Stauraum, ist toll. Der Kofferraum fasst bescheidene 170Liter. Aber das ist man in dieser Klasse ja gewohnt. Klappt man die Rückbank um und beschränkt sich auf den Stauraum bis zur Fensterunterkante, lassen sich immerhin bis zu 460 Liter verstauen.

Fazit: Die Zeit ist reif für dieses Auto, das in allen Facetten ziemlich komplett wirkt.


Daten: Fiat 500e

Motor: Elektromotor, 87 kW/118 PS, max. Drehmoment 220 Nm,

Batterieleistung 42 kWh (netto 37,3 kWh).

CO2: 0 g/km

Antrieb: Vorderradantrieb, stufenloses Automatikgetriebe

Spitze: 150 km/h

Kofferraum: 170 Liter - 460 Liter

Testverbrauch: 16,5 - 18,2 kW/h/100 km

Preis: 70 kW ab 24.590,- €, 118 kW ab 30.490,- € (jeweils 0% NOVA)